Gemeinsamer Notdienst für Remscheid, Solingen und Wuppertal

Es ist nun beschlossene Sache, der Tierärztliche Bereitschaftsdienst, wie der Notdienst der Tierärzte bezeichnet wird, wird dadurch gerettet, indem für die Städte Remscheid, Solingen und Wuppertal das Zuständigkeitsgebiet zusammengelegt wird. Für die Tierarztpraxis im Notdienst vergrößert sich dadurch das Einzugsgebiet, wodurch die Wirtschaftlichkeit vergrößert wird. Andererseits teilen sich nun die Tierärzte der drei Städte die Tage, an denen zuvor Tierärzte nur einer Stadt ihren Dienst anbieten mussten. Für die Patientenbesitzer und Kunden vergrößern sich ggf. die Fahrtstrecken und damit die Anfahrtszeiten, vorausgesetzt, man vergleicht dies an einem Tag, an dem überhaupt ein Notdienst in der eigenen Stadt angeboten wurde.
Klar ist nämlich, dass alle drei Städte in der Vergangenheit extrem damit zu kämpfen hatten, den Tierärztlichen Bereitschaftsdienst aufrecht zu erhalten und somit der Patientenbesitzer und Kunde von großem Glück sprechen konnte, wenn er denn einen Notdienst hatte, an dem auch ein Tierärztlicher Bereitschaftsdienst vor Ort verfügbar war. Unter diesen Umständen ist für das in Not befindliche Tier eine weitere und längere Anfahrt innerhalb des Städtedreiecks Remscheid, Solingen und Wuppertal noch immer besser, als ganz aus dem Gebiet zu einer Tierklinik zu fahren. Gewiss liegt die Tierklinik Neandertal in Haan für so manchen Solinger oder Wuppertaler Patient näher als eine Praxis mit Notdienst in Bergisch Born (Remscheid), jedoch gilt dies nicht grundsätzlich, denn selbst in Tierkliniken ist es heutzutage nicht mehr so einfach, unangemeldet mit einem Notfall angenommen zu werden.

Warum ist der Tierärztliche Notdienst so schlecht organisiert? Die Antwort ist ganz einfach: Was dem Patientenbesitzer hinsichtlich der Kosten ein Graus ist, bedeutet für die am Notdienst teilnehmende Tierarztpraxis hinsichtlich mangelnder Kostendeckung ebenfalls ein Graus.
Der Tierärztliche Notdienst in Wuppertal liegt, ebenso wie in Remscheid, Solingen und vermutlich jeder anderen Gemeinde nahezu am Boden, weil er für die Praxen keinen wirtschaftlichen Sinn ergibt, weil Tierärzte tatsächlich rechnen können und zum Wohle der Praxis auch rechnen müssen. Deswegen nehmen bislang nur noch wenige Praxen aus Idealismus an diesem bislang freiwilligen Dienst teil, einige mehrfach pro Monat und andere nur einmal. Es ist für die Tierärzte, die den Bereitschaftsdienst für Tiere in Not außerhalb der Sprechstunden als berufsethische Verpflichtung betrachten, eine enorme Belastung. Man kann unmöglich die vielen Lücken schließen, denn auch ein Tierarzt mit hoher Bereitschaft Tieren zu helfen, braucht seine Familien und seine Freizeit. Tierarzt zu sein, ist ohne Frage eine Berufung, aber es ist auch ein Beruf, der körperlich und geistig Leistungsfähigkeit bedarf, die wiederum nur durch Erholung aufrecht erhalten werden kann. Der Tierärztliche Notdienst kann also unmöglich von einer Handvoll Idealisten geleistet werden, aber dennoch besteht auch großes Verständnis dafür, dass insbesondere kleinere Praxen, bei denen der Notdienst zwangsläufig am Inhaber oder an der Inhaberin der Praxis hängen bleibt, einen großen zeitlichen Aufwand ohne angemessene wirtschaftliche Entlohnung bedeutet.
Das Problem der fehlenden Wirtschaftlichkeit wurde durch die gesetzliche Einführung einer pauschalen Notdienstgebühr nicht ausreichend behoben. Mit anderen Worten, vielen Tierärzten ist die (Frei-)Zeit zu schade, um für ein Taschengeld in der Praxis zu sitzen, denn leider unterliegt auch der Tierärztliche Notdienst Murphys Gesetz, was besagt, dass alles schief geht, was schief gehen kann. Vielfach sitzen die Tierärzte in der Praxis und warten vergeblich darauf, dass ihre fachliche Kompetenz zum Einsatz kommt. Ohne Patienten gibt es auch keinen Umsatz und ohne Umsatz keinen Gewinn. Für dieses Risiko können gerade die kleinen Tierarztpraxen unmöglich den gesamten Praxisbetrieb aufrecht halten und so sitzen die Praxisinhaber und -inhaberinnen allein in der Praxis. Klingelt dann das Telefon und es kündigt sich ein Notfall an, dann ist es oftmals ein Notfall, bei dem man als Tierarzt ohne Personal völlig überfordert ist. Was bleibt ist die telefonische Empfehlung, sich mit dem Notfall besser gleich in die nächste Tierklinik zu begeben. Das frustriert selbstverständlich, wenn man den ganzen Abend herumsitzt, um dann den Umsatz an eine Tierklinik vermitteln zu müssen. Aber selbst wenn der Notfall angenommen werden kann, ist mit diesem Notfall bereits das Potential ausgeschöpft. Nach Murphys Gesetz ruft nämlich exakt in dem Moment, zu dem der eine Notfall angenommen wurde, ein zweiter Notfall an. Oft ist man als Tierarzt mit dem ersten Notfall gerade noch so beschäftigt, dass man nicht einmal dazu kommt, den Anruf des zweiten Notfalls entgegen zu nehmen. Und wenn doch, dann ist man ja bereits beschäftigt und kann dem zweiten Notfall wieder nur die Empfehlung aussprechen, sich an die nächste Tierklinik zu wenden.
Kein Tierarzt mit eigener Praxis arbeitet gern in seiner Freizeit als Telefonist zur Auftragsbeschaffung einer Tierklinik. Aber andererseits haben die Tierkliniken in ihrem ohnehin viel größeren Einzugsbereich genug zu tun, um nicht auch noch die Arbeit der niedergelassenen Tierärzte zu machen, die aufgrund des reduzierten Praxisbetriebs nicht vollständig einsatzbereit sind. Die Patientenbesitzer wissen ebenfalls, dass im Notdienst so manche Praxis nicht wirklich viel zu bieten hat und wenden sich gleich an die Tierkliniken, die deswegen gerade zu den Notdienstzeiten ein extrem großes Einzugsgebiet haben und inzwischen darauf bestehen, dass nur vorbehandelte Tiere mit Überweisung angenommen werden. Da soll also der niedergelassene Tierarzt nicht nur als Telefonist arbeiten, sondern auch noch den Notfall vorbehandeln und erst dann weiterschicken, wobei sich die Frage stellt, ob bei Zeit für so viel Bürokratie überhaupt noch von einem Notfall die Rede sein kann.
Mit der Zusammenlegung des Tierärztlichen Bereitschaftsdienstes der Tierarztpraxen in Remscheid, Solingen und Wuppertal, hat durch Vergrößerung des Einzugsgebietes und die Lastverteilung auf etwa die dreifache Menge Tierarztpraxen, die Wirtschaftlichkeit deutlich verbessert. Eine weitere Verbesserung wird mit dem Inkrafttreten der novellierten GOT am 22.11.2022 erwartet, so dass in Zukunft der Tierärztliche Bereitschaftsdienst wieder täglich besetzt sein könnte. Warten wir also ab, ob sich der Notdienst der Tierärzte in naher Zukunft verbessern wird. Die Weichen dazu sind gestellt.